Teil 1: CDU/CSU, Grüne, AfD
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Angela Merkel nicht erneut Spitzenkandidatin
Angela Merkel ist seit dem 22. November 2005 Bundeskanzlerin.1 Ihre Amtszeit endet voraussichtlich im Jahr 2021 mit dem Zusammentritt2 des neuen Bundestages, wenige Wochen nach der nächsten Bundestagswahl. Zu diesem Zeitpunkt wird sie 16 Jahre Bundeskanzlerin gewesen sein, so lange wie der bisherige „Rekordkanzler“ Helmut Kohl, Bundeskanzler von 1982 bis 1998.
Ende Oktober 2018 gab Angela Merkel bekannt, dass sie bei der Bundestagswahl 2021 nicht als Spitzenkandidatin der CDU kandidieren werde.
Auch Merkels Alter spricht gegen eine erneute Spitzenkandidatur: Zum Zeitpunkt der nächsten Bundestagswahl ist sie 67 Jahre alt und hat damit die Regelaltersgrenze (das reguläre Renteneintrittsalter für ihren Geburtsjahrgang) bereits seit anderthalb Jahren überschritten.
Merkels mögliche Nachfolger: Wer wird Kanzlerkandidat der Union?
Bisher wurde vor Bundestagswahlen die Spitzenkandidatin/der Spitzenkandidat der Union für die Bundestagswahl nicht direkt gewählt. Stattdessen wurde der/die CDU-Bundesvorsitzende auf einem CDU-Bundesparteitag von den mehr als 1000 Delegierten gewählt – im Fall der letzten Bundestagswahl fand der Bundesparteitag etwa neun Monate vor dem Wahltermin statt.
Traditionell hat der oder die CDU-Vorsitzende das sogenannte „Erstzugriffsrecht“ auf die Kanzlerkandidatur der Union. Doch seitdem Armin Laschet am 16. Januar 2021 zum neuen CDU-Vorsitzenden gewählt worden ist, streitet die CDU über folgende Fragen:
Gehören Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur in eine Hand? Wer wird Kanzlerkandidat der Union?
Annegret Kramp-Karrenbauer hatte am Tag ihrer Rücktrittsankündigung die Trennung von CDU-Vorsitz und Kanzleramt für gescheitert erklärt. CSU-Chef Markus Söder befürwortet hingegen die getrennte Besetzung der zwei Führungsposten. Für diese Aussage wurde ihm vom CDU-Vorstand Einmischung vorgeworfen.3
Lesen Sie auch | Koalitionen nach der nächsten Bundestagswahl
Wann wird über den Kanzlerkandidaten entschieden?
Die Wahl des Kanzlerkandidaten der Union für die Bundestagswahl könnte bereits Ende März oder Anfang April 2021 stattfinden:
- Nach Ansicht Armin Laschets soll der Kanzlerkandidat der Union erst nach den Landtagswahlen im März gekürt werden. Er „halte die Idee Frühjahr für eine kluge.“4
- Für CSU-Chef Markus Söder wäre „um Ostern herum oder nach Ostern“ ein geeigneter Zeitpunkt.
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Umfragen zu Kanzlerkandidaten der Union
Umfrage 1
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Text
Umfrage 1 (ZDF/Forschungsgruppe Wahlen)
Umfrage zu Kanzlerkandidaten der CDU/CSU: „Als Kanzler wäre geeignet …“
- Markus Söder: Ja 55 %, Nein 37 %
- Armin Laschet: Ja 31 %, Nein 56 %
Quelle: Politbarometer 2, Januar 2021, Forschungsgruppe Wahlen/ZDF.
Telefonische Befragung 1.371 zufällig ausgewählter Wahlberechtigter, Befragungszeitraum: 25. bis 27. Januar 2021.
Umfrage 2 (ZDF/Forschungsgruppe Wahlen)
Umfrage zu Kanzlerkandidaten der CDU/CSU: „Als Kanzler wäre geeignet …“
- Markus Söder: Ja 54 %, Nein 38 %
- Jens Spahn: Ja 32 %, Nein 59 %
- Norbert Röttgen: Ja 29 %, Nein 49 %
- Friedrich Merz: Ja 29 %, Nein 59 %
- Armin Laschet: Ja 28 %, Nein 57 %
Quelle: Politbarometer 1, Januar 2021, Forschungsgruppe Wahlen/ZDF.
Telefonische Befragung 1.262 zufällig ausgewählter Wahlberechtigter, Befragungszeitraum: 12. bis 14. Januar 2021.
Umfrage 3 (ARD/Infratest dimap)
Fragestellung: „Wäre … ein guter Kanzlerkandidat für die Union?“
Erste Zahl: befragte Wahlberechtigte, in Klammern: darunter Anhänger der CDU/CSU
- Markus Söder: 55 % (80 %)
- Friedrich Merz: 35 % (40 %)
- Norbert Röttgen: 34 % (35 %)
- Armin Laschet: 27 % (32 %)
Quelle: „infratest dimap“-Umfrage vom 07.01.2021 mit 1020 Befragten
im Auftrag der ARD (ARD-DeutschlandTREND Januar 2021). Erhebungszeitraum: 4. bis 5. Januar 2021. Diagramm: www.bundestagswahl-2021.de
Umfrage 4 (ZDF/Forschungsgruppe Wahlen)
Umfrage zu Kanzlerkandidaten der CDU/CSU: „Als Kanzler wäre geeignet …“
- Markus Söder: Ja 58 %, Nein 35 %
- Jens Spahn: Ja 37 %, Nein 56 %
- Friedrich Merz: Ja 30 %, Nein 60 %
- Armin Laschet: Ja 27 %, Nein 59 %
- Norbert Röttgen: Ja 25 %, Nein 52 %
Quelle: Politbarometer 1, November 2020, Forschungsgruppe Wahlen/ZDF.
Telefonische Befragung 1.347 zufällig ausgewählter Wahlberechtigter, Befragungszeitraum: 10. bis 12. November 2020.
Umfrage 5 (ARD/Infratest dimap)
Fragestellung: „Als Kanzlerkandidaten der CDU/CSU sind momentan verschiedene Politiker im Gespräch. Bitte sagen Sie mir zu jedem der folgenden Politiker, ob er ein guter Kanzlerkandidat der Union wäre oder nicht.“
Prozentzahl in Klammern: Anhänger der CDU/CSU.
- Markus Söder: 56 % (75 %)
- Friedrich Merz: 33 % (43 %)
- Armin Laschet: 24 % (25 %)
- Norbert Röttgen: 21 % (27 %)
Quelle: „Infratest dimap“-Umfrage vom 03.09.2020 mit 1027 Befragten
im Auftrag der ARD (ARD-DeutschlandTREND September 2020). Erhebungszeitraum: 31. August bis 2. September 2020. Diagramm: www.bundestagswahl-2021.de
Umfrage 6 (ZDF/Forschungsgruppe Wahlen)
Umfrage zu Kanzlerkandidaten der CDU/CSU: „Als Kanzler/-in wäre geeignet …“
- Markus Söder: Ja 64 %, Nein 27 %
- Friedrich Merz: Ja 31 %, Nein 55 %
- Armin Laschet: Ja 19 %, Nein 64 %
- Norbert Röttgen: Ja 14 %, Nein 59 %
Quelle: Politbarometer 1, Juli 2020, Forschungsgruppe Wahlen/ZDF.
Telefonische Befragung 1.226 zufällig ausgewählter Wahlberechtigter. Zeitraum: 7. bis 9. Juli 2020.
In einer am 28. Januar 2021 veröffentlichten Umfrage zu den möglichen Kanzlerkandidaten der Union führt Markus Söder mit einem erheblichen Vorsprung von 24 Prozentpunkten. Dabei hat dieser stets bekräftigt, dass er die Kanzlerkandidatur nicht anstrebe – zum Beispiel am 21. September 2020 in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.5
Im Frühjahr 2020 hatte Söder bereits jedes Interesse an der Kanzlerkandidatur der Union dementiert – unter anderem in einem Interview mit dem Spiegel: „Ich bin und bleibe in Bayern, da können andere beruhigt sein.“6
Mehr zum Thema | Bundestagswahl 2021: Umfragen, Prognosen und Projektionen
Armin Laschet: vom NRW-Ministerpräsidenten zum Bundeskanzler?
Der 59-jährige Armin Laschet ist seit 2017 Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens. Seine schwarz-gelbe Regierung löste die rot-grüne Koalition ab, die seit 2010 unter der Führung von Hannelore Kraft das Land regiert hatte.
Mandate im Bundestag und im Europaparlament
Armin Laschet war während der Legislaturperiode 1994–1998 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter der CDU (Wahlkreis Aachen-Stadt). Bei der darauffolgenden Bundestagswahl verlor er sein Mandat und gehörte dem Bundestag fortan nicht wieder an. Bei den Europawahlen 1999 und 2004 wurde Laschet ins Europäische Parlament gewählt.
Sein zweites Mandat im Europaparlament legte Armin Laschet nieder, als er 2005 in Nordrhein-Westfalen zum Landesminister für Generationen, Familie, Frauen und Integration ernannt wurde. 2008 wurde er zusätzlich in den CDU-Bundesvorstand gewählt.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kandidiert für den CDU-Vorsitz – im Team mit Gesundheitsminister Jens Spahn
Foto: Olaf Kosinsky. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0-de
Landespolitischer Aufstieg zum Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens
Bereits dreimal wurde Armin Laschet in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt: 2010, 2012 und 2017. Im Juni 2012 wurde er Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalens, des größten Landesverbands der CDU. 2013 wurde Laschet darüber hinaus Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.
Armin Laschets größter politischer Sieg war denkbar knapp: Nach der Landtagswahl 2017 wurde er mit einer Mehrheit von nur einer Stimme zum Regierungschef einer schwarz-gelben Koalition gewählt: CDU und FDP verfügen im Landtag zusammen über 100 der 199 Sitze.7 2018 wurde Armin Laschet mit 96,3 Prozent der Stimmen zum vierten Mal zum Landesvorsitzenden gewählt.
Allianz mit Jens Spahn im Kampf um den CDU-Bundesvorsitz
Nach dem angekündigten Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer vom CDU-Parteivorsitz verkündeten Ende Februar 2020 Armin Laschet und Jens Spahn, als Team für den CDU-Parteivorsitz kandidieren zu wollen: Armin Laschet als Vorsitzender, Jens Spahn als Stellvertreter.
Ob der zukünftige CDU-Parteichef auch Kanzlerkandidat wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch keine Zweifel, dass es Laschet und seine Konkurrenten Friedrich Merz und Norbert Röttgen um mehr als nur den CDU-Parteivorsitz geht.
Laschets Problem mit den Grünen
Während CSU-Chef Markus Söder die Grünen als Hauptkonkurrenten erkannt hat8 und sich schon länger als Umweltschützer präsentiert,9 gilt Armin Laschet eher als Kohleverteidiger und Kritiker der Energiewende.10
Bis 2018 unterstützte Laschet als Ministerpräsident den Ausbau der Braunkohleförderung in NRW.11 Es war Laschet, der im gleichen Jahr den mehrere Tausend Jahre alten Hambacher Forst räumen ließ – bis das Oberverwaltungsgericht Münster feststellte, dass die Rodung für die Energieversorgung nicht notwendig sei.
Das Kraftwerk Datteln 4: Kommt mit Armin Laschet ein Steinkohle-Unterstützer ins Kanzleramt?
Foto: Marc Schulte/Galerist. Quelle: Wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Noch Ende 2019 verteidigte Laschet die für den Sommer 2020 geplante Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks Datteln 4 als Beitrag zur CO2-Reduktion – laut Spiegel Online basierend auf zweifelhaften Annahmen.12
Armin Laschet im Internet und in sozialen Netzwerken:
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Markus Söder: beliebtester Spitzenkandidat will in Bayern bleiben
Schwere Verluste für die CSU bei der letzten Landtagswahl in Bayern
Bei der letzten Landtagswahl in Bayern büßte die Partei des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder 10,5 Prozentpunkte zugunsten der AfD und der Grünen ein. Die CSU verlor die absolute Mehrheit im Bayerischen Landtag und ging eine Koalition mit den Freien Wählern ein, auf Landesebene eine Premiere.
Allen Spekulationen zum Trotz hat Markus Söder kein Interesse an einer Kanzlerkandidatur
Foto: European People’s Party. Quelle: Flickr. Lizenz: CC BY 2.0
Mitte 2018 war Markus Söder Deutschlands unbeliebtester Ministerpräsident.13 Doch seitdem sind seine Beliebtheitswerte in Bayern kontinuierlich gestiegen und auf Bundesebene ist Markus Söder mittlerweile in Umfragen der beliebteste Kanzlerkandidat.
Markus Söder will (zunächst) nicht Bundeskanzler werden
War Markus Söder 2019 außerhalb Bayerns noch wenig bekannt, änderte sich das mit dem Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020. Nachdem sich ein halbes Jahr vor Ausbruch der Pandemie laut Umfragen nur acht bis neun Prozent der Befragten Markus Söder als Kanzlerkandidaten der Union wünschten,14 wurde er danach innerhalb weniger Monate zum beliebtesten Kanzlerkandidaten der Union.
Immer wieder wurde darüber spekuliert, ob Markus Söder nach der nächsten Bundestagswahl Angela Merkel im Kanzleramt ablösen könnte. Der CSU-Chef machte jedoch bisher jedes Mal deutlich, dass sein Platz in Bayern sei. Dabei schloss er jedoch eine Kanzlerkadidatur nie direkt aus.
„Meine Ambitionen sind und bleiben hier in Bayern.“
Markus Söder, 04.11.2019
Markus Söder im Internet und in sozialen Netzwerken:
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Weitere Kandidaten der Union bei der Bundestagswahl
Informationen über weitere mögliche Kanzlerkandidaten der Union finden Sie im Artikel über die Unionsparteien bei der Bundestagswahl 2021.
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Die möglichen Spitzenkandidat*innen der Grünen
Bei der Bundestagswahl 2021 wird es wie üblich bei den Grünen ein Spitzenduo geben, bestehend aus einer Frau und einem Mann. Bevor es für die Kandidat*innen um die Bundestagswahl geht, müssen sie aber zunächst eine andere Wahl für sich entscheiden.
Denn bei den Grünen ist es üblich, dass die Spitzenkandidat*innen von der Parteibasis gewählt werden, und zwar nach einem dieser beiden Verfahren:
- Entweder stimmen alle Mitglieder im Rahmen einer sogenannten Urwahl ab – so wie bei den letzten zwei Bundestagswahlen in den Jahren 2017 und 2013 – oder
- das Spitzenduo geht aus einer Abstimmung auf einer Bundesdelegiertenkonferenz hervor. Derart wurden zuletzt Ska Keller und Sven Giegold zum Spitzenduo für die Europawahl 2019 gewählt.
Ziehen die Grünen mit einem Realo-Spitzenduo in den Wahlkampf?
Im letzten Bundestagswahlkampf war die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt die Spitzenkandidatin der Grünen, doch wie von ihr Anfang 2019 angekündigt, wird sie nicht erneut kandidieren.15 Eine mögliche Nachfolgerin ist die Bundesvorsitzende Annalena Baerbock.
In Hinblick auf den Männerplatz lassen die Kandidaten ihre Ambitionen noch offen. Alle drei männlichen Kandidaten für die grüne Urwahl im Vorfeld der letzten Bundestagswahl, Robert Habeck, Cem Özdemir und Anton Hofreiter, könnten erneut bei der Bundestagswahl 2021 antreten.
Umfragen zur Kanzlerkandidatur der Grünen
Laut ZDF-Politbarometer („Januar I 2021“) glauben 28 Prozent der befragten Wahlberechtigten, dass Robert Habeck als Bundeskanzler geeignet wäre – 55 Prozent trauen ihm das nicht zu.
Lediglich 22 Prozent der Befragten halten Annalena Baerbock als Bundeskanzlerin für geeignet. Für 63 Prozent der Befragten wäre Baerbock hingegen keine gute Nachfolgerin von Angela Merkel.
Umfrage 1
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Text
Umfrage 1 (ZDF/Forschungsgruppe Wahlen)
Fragestellung: „Würde sich … als Bundeskanzler / Bundeskanzlerin eignen? “
- Robert Habeck: Ja 28 %, Nein 55 %
- Annalena Baerbock: Ja 22 %, Nein 63 %
Quelle: „Forschungsgruppe Wahlen“-Umfrage vom 15.01.2021 mit 1262 Befragten im Auftrag des ZDF (ZDF-Politbarometer Januar I 2021). Diagramm: www.bundestagswahl-2021.de.
Umfrage 2 (ZDF/Forschungsgruppe Wahlen)
Fragestellung: „Würde sich … als Bundeskanzler / Bundeskanzlerin eignen? “
- Robert Habeck: Ja 35 %, Nein 46 %
- Annalena Baerbock: Ja 22 %, Nein 56 %
Quelle: „Forschungsgruppe Wahlen“-Umfrage vom 27.11.2020 mit 1330 Befragten im Auftrag des ZDF (ZDF-Politbarometer November II 2020). Diagramm: www.bundestagswahl-2021.de.
Umfrage 3 (ARD/Infratest dimap)
Fragestellung: „Wäre … ein guter Kanzlerkandidat / eine gute Kanzlerkandidatin für Bündnis 90/Die Grünen? “
Erste Zahl: Befragte Wahlberechtigte. In Klammern: darunter Anhänger der Grünen.
- Robert Habeck: 42 % (64 %)
- Annalena Baerbock: 28 % (59 %)
Quelle: „infratest dimap“-Umfrage vom 03.09.2020 im Auftrag der ARD (ARD-DeutschlandTREND September 2020). Diagramm: www.bundestagswahl-2021.de.
Nach Angaben aus Parteikreisen werden die Grünen erst im Frühling 2021 einen Kanzlerkandidaten/eine Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl küren.16
Annalena Baerbocks steiler Aufstieg
Als Annalena Baerbock (38) Anfang 2018 Bundesvorsitzende der Grünen wurde, war sie kaum jemandem außerhalb der Partei bekannt. Doch seitdem die gebürtige Hannoveranerin gemeinsam mit Robert Habeck die Grünen als Bundesvorsitzende anführt, sind die Umfragewerte der Partei auf 18 bis 20 Prozent gestiegen, und Baerbock steht zunehmend im Rampenlicht.
Annalena Baerbock ist seit 2018 Bundesvorsitzende der Grünen
Quelle: Bündnis 90/Die Grünen NRW auf Flickr. Lizenz: CC BY-SA 2.0
Annalena Baerbock studierte Politikwissenschaft und Recht in Hamburg und London und arbeitete zunächst für die Grünen im Europäischen Parlament in Brüssel und Straßburg. 2009 wurde sie Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg, bevor sie 2013 als Abgeordnete in den Bundestag einzog. Bei der Bundestagswahl 2017 wurde sie im Bundestag wiedergewählt. Sie setzt sich in der Bundestagsfraktion allem voran für den Klimaschutz sowie für Kinder und Familien ein.
Beste Chancen für Annalena Baerbocks Spitzenkandidatur
Tatsächlich waren die Grünen gemessen an den anhaltend hohen Umfragewerten noch nie erfolgreicher. Dies wie auch die Ankündigung Katrin Göring-Eckardts, nicht erneut zu kandidieren, zeugt davon, dass Baerbocks Chancen für eine Spitzenkandidatur zur nächsten Bundestagswahl sehr gut stehen.
Robert Habeck – vom Schriftsteller zum Kanzlerkandidaten?
Robert Habeck, am 2. September 1969 in Lübeck geboren, führt seit einem Jahr gemeinsam mit Annalena Baerbock den Bundesvorsitz der Partei. Von 2012 bis 2018 war Robert Habeck stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Bevor es ihn in die Politik zog, studierte er Philosophie, promovierte hierin und veröffentlichte gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea Paluch mehrere Romane.
Robert Habeck, möglicher Spitzenkandidat der Grünen bei der nächsten Bundestagswahl
Foto: Stephan Roehl. Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung auf Flickr. Lizenz: CC BY-SA 2.0
Habeck zeitweise beliebter als die Bundeskanzlerin
Robert Habeck zählt mitunter zu den beliebtesten Politikern Deutschlands. Im März 2019 verdrängte er in dem „Polit-Barometer“ des Umfrageinstituts „Forschungsgruppe Wahlen“ sogar die Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Spitzenplatz.
Innerhalb der Partei wird Robert Habeck – wie auch Annalena Baerbock – dem sogenannten Realo-Flügel zugerechnet. Allerdings stehen die beiden für die Überwindung der Flügel und sehen sich entsprechend nicht als Flügelkandidaten.17
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Mögliche Spitzenkandidat*innen der AfD
Seit der letzten Bundestagswahl 2017 ist die Alternative für Deutschland (AfD) eine der zurzeit insgesamt sechs im Bundestag vertretenen Parteien. Mit einem Wahlergebnis von 12,6 Prozent und 91 Bundestagsabgeordneten ist die AfD die stärkste Oppositionskraft. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ist mit der AfD eine Partei in den Bundestag eingezogen, die sich inhaltlich deutlich rechts von der CSU befindet.
Alice Weidel und Alexander Gauland sind im April 2017 auf dem Bundesparteitag in Köln mit 67,7 Prozent der Delegiertenstimmen zum Spitzenduo der AfD gewählt worden. Nach der Bundestagswahl 2017 wurden sie mit 86 Prozent der AfD-Abgeordnetenstimmen als erste Fraktionsvorsitzende der neu gegründeten AfD-Bundestagsfraktion gewählt und vereinen als Doppelspitze den wirtschaftsliberalen mit dem rechtsnationalen Flügel.18
Bei der turnusgemäßen Neuwahl des Fraktionsvorstands im September 2019 wurden Alice Weidel und Alexander Gauland mit 78 Prozent der Stimmen der AfD-Bundestagsabgeordneten wiedergewählt.
Tino Chrupalla
Tino Chrupalla, 1975 in Weißwasser geboren, ist Maler- und Lackierermeister und führt seit 2003 seinen eigenen Betrieb. 2015 trat Chrupalla, der verheiratet ist und drei Kinder hat, in die AfD ein. Im März 2016 übernahm er die Leitung der AfD-Regionalgruppe im Altkreis Weißwasser, wo er sich auch ehrenamtlich in den Bereichen Jugend und Sport engagiert. Einen Monat später wurde Chrupalla in den AfD-Kreisvorstand Görlitz gewählt.
Im Jahr 2017 nahm Chrupallas Karriere rasant an Fahrt auf: Bei der Bundestagswahl am 24. September gewann er mit 32,4 Prozent das Direktmandat des Wahlkreises Görlitz und setzte sich damit gegen den späteren sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) durch. Im Oktober 2017 wurde er zu einem von fünf stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion gewählt. Seit 2019 bildet Chrupalla gemeinsam mit Jörg Meuthen die Doppelspitze der AfD.
Tino Chrupalla könnte Spitzenkandidat der AfD bei der Bundestagswahl werden
Foto: Olaf Kosinsky. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
Die Chancen Chrupallas, Spitzenkandidat der AfD bei der Bundestagswahl 2021 zu werden, stehen gut. Innerhalb der Partei gilt er als Teil eines Spitzenduos, das er mit Fraktionschefin Alice Weidel bilden könnte, bereits als gesetzt.19
Bis die Spitzenkandidat*innen-Frage geklärt ist, könnte aber noch einige Zeit verstreichen, denn der Bundesvorstand der Partei hat im Februar entschieden, auf dem Bundesparteitag im April noch keine*n Spitzenkandidat*in zu wählen und vorerst ohne Topfavorit*in in den Wahlkampf zu ziehen.20
Alexander Gauland: Verzicht auf Direktkandidatur
Alexander Gauland wurde am 20. Februar 1941 in Chemnitz geboren. Bevor der promovierte Jurist ab 2012 die Alternative für Deutschland (AfD) als Protest gegen Angela Merkels Euro- und Europapolitik mit aufbaute,21 gehörte er 30 Jahre lang der CDU an. Während seiner Mitgliedschaft in der CDU war er unter anderem Leiter der Hessischen Staatskanzlei unter Walter Wallmann, arbeitete als Herausgeber und Geschäftsführer der „Märkischen Allgemeinen Zeitung” in Potsdam und engagierte sich im konservativen „Berliner Kreis“ der CDU.22
Alexander Gauland wird voraussichtlich nicht erneut Spitzenkandidat der AfD
Foto: Superbass. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bei der Landtagswahl in Brandenburg 2014 wurde Alexander Gauland über die Landesliste der AfD in den 6. Brandenburger Landtag gewählt und wurde dort Fraktionsvorsitzender. Im April 2017 wurde er gemeinsam mit Alice Weidel Spitzenkandidat der AfD für die Bundestagswahl 2017. Nach dem Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl zog Gauland als Abgeordneter der drittgrößten Fraktion in den Bundestag ein und teilt sich seitdem den Fraktionsvorsitz mit Alice Weidel.
Von 2017 bis 2019 war er zudem neben Jörg Meuthen Parteivorsitzender der AfD. Seine Nachfolge an der Parteispitze trat Tino Chrupalla an. Seit 2019 ist Gauland Ehrenvorsitzender der Alternative für Deutschland.
Verzicht auf die Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl und mögliche Nachfolger
Nachdem Alexander Gauland im Februar 2019 erstmals öffentlich über das Ende seiner politischen Karriere sprach,23 kam die Frage auf, wer seine Nachfolge als möglicher Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2021 antreten könnte. Laut der Deutschen Presse-Agentur wurde Tino Chrupalla im September 2019 parteiintern bereits als möglicher Nachfolger Gaulands an der Parteispitze der AfD gesehen.24
Im Februar 2021 gab Gauland bekannt, dass er bei der Bundestagswahl 2021 erneut kandidieren wolle, aber nicht als Direktkandidat, sondern als Kandidat auf der Landesliste.25 Würde der 80-Jährige nach zwei Jahren altersbedingt ausscheiden, gäbe es über die Liste einen Nachrücker und das Mandat ginge nicht verloren wie bei einem Direktmandat. Am 20. März 2021 wurde Gauland auf dem Landesparteitag in Frankfurt (Oder) mit 192 der 290 gültigen Stimmen auf Platz 1 der AfD-Landesliste gewählt.
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Alice Weidel
Alice Weidel ist am 6. Februar 1979 in Gütersloh geboren, studierte Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth und arbeitete von 2005 bis 2006 als Analystin bei Goldman Sachs in Frankfurt am Main. Sie promovierte 2011 und arbeitet seit 2013 selbstständig als Unternehmensberaterin. Im Oktober 2013 trat sie der AfD bei und wurde im Juni 2015 in den Bundesvorstand gewählt; im September 2017 wurde sie Fraktionsvorsitzende.
Alice Weidel lebt mit einer aus Sri Lanka stammenden Frau in einer eingetragenen Partnerschaft in der Schweiz, wo sie gemeinsam zwei Söhne groß ziehen.
Alice Weidel, eventuell Spitzenkandidatin der AfD bei der Bundestagswahl
Foto: Olaf Kosinsky. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
Nachdem im November 2018 unzulässige Parteispenden in sechsstelliger Höhe aus der Schweiz an den Kreisverband von Alice Weidel am Bodensee getätigt wurden, geriet sie deswegen unter Druck und verlor in ihrem Wahlkreis an Rückhalt. Sowohl Alice Weidel als auch ihr Ko-Fraktionsvorsitzender Alexander Gauland weisen jegliche Schuld von sich. Gemäß ihrer Auffassung liegt die Verantwortung einzig beim Landesschatzmeister von Baden-Württemberg, Frank Kral.
Die promovierte Ökonomin wird dem gemäßigten Teil der AfD zugeordnet. Da nach ihrer Meinung der Begriff „liberal“ von der FDP ad absurdum geführt wurde, versteht sie sich selbst als dem freiheitlich-konservativen Arm der Partei zugehörig.
Fragen und Antworten zu den AfD-Spitzenkandidaten
Werden Alice Weidel und Alexander Gauland 2021 erneut den Bundestagswahlkampf anführen?
Dieses Duo wird die AfD bei der Bundestagswahl 2021 aller Voraussicht nach nicht in den Wahlkampf führen. Alexander Gauland hat bereits angekündigt, kürzertreten zu wollen. Wer die Partei im Wahlkampf als zentraler Kopf, Spitzenduo oder Spitzenteam repräsentieren wird, steht noch nicht fest.
Wann werden die Spitzenkandidaten der AfD gewählt?
Die Wahl der Spitzenkandidaten hätte eigentlich auf dem Bundesparteitag der AfD vom 10. bis 11. April 2021 stattfinden sollen. Allerdings hat die Parteiführung entschieden, die Wahl zu verschieben. Wann sie genau nachgeholt werden soll, steht noch nicht fest.
Steht eine Urwahl bei der AfD zur Debatte?
Bundessprecher Jörg Meuthen plädiert aktuell dafür, das Bundestagsspitzenteam durch die Mitglieder bestimmen zu lassen.
Nächster Artikel:
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- Spiegel Online, Vereidigung im Bundestag: Merkel schwört mit Gottesformel, 22.11.2005
- Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art. 69: „Das Amt des Bundeskanzlers oder eines Bundesministers endigt in jedem Falle mit dem Zusammentritt eines neuen Bundestages“.
- Spiegel Online, Söders Einmischung verärgert CDU-Spitze, 21.02.2020
- Westfälische Anzeiger (Wa.de), Armin Laschet: Kanzlerkandidat Markus Söder? Überraschende Worte des NRW-Landeschefs, 18.12.2020
- Bayerischer Rundfunk (BR24), Söder im Interview: „Maßnahmen gegen Corona haben gewirkt“, 21.09.2020
- Zitiert in: Spiegel Online, Umfrage zur Kanzlerfrage in der Union: Söder liegt vor Merz und Laschet, 10.04.2020
- Kölnische Rundschau, Wahl zum Ministerpräsidenten: Armin Laschet mit 100 Stimmen gewählt, 27.06.2017
- ARD Tagesschau, CSU-Chef Söder sieht Grüne als Hauptgegner, 03.11.2019
- Süddeutsche Zeitung, Klimaschutz: Söders grünes Feuerwerk, 29.07.2019
- RP Online, Gastbeitrag von Armin Laschet und Christian Lindner: Weg mit der Energie-Planwirtschaft, 24.09.2012
- Frankfurter Rundschau, Armin Laschet – Der potenzielle Kanzlerkandidat der CDU im Porträt, aktualisiert am 17.02.2020
- Spiegel Online, Kraftwerk Datteln 4: Laschets krumme Kohlerechnung, 28.11.2019
- FAZ, Mit Abstand: Söder ist Deutschlands unbeliebtester Ministerpräsident, 06.08.2018
- YouGov-Umfrage vom 06.11.2019 im Auftrag des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Weitere Umfrage: Kantar-Umfrage vom 01.11.2019 im Auftrag der Funke-Mediengruppe (siehe oben).
- Zeit Online, Katrin Göring-Eckardt verzichtet auf weitere Spitzenkandidatur, 02.01.2019
- Business Insider, Baerbock? Oder Habeck? Die Grünen wollen beide als Spitzenkandidaten-Duo — doch bei vielen Deutschen ist laut einer Umfrage Habeck beliebter, 04.09.2020
- Deutschlandfunk, Vor dem Bundesparteitag: Machtwechsel bei den Grünen nach dem Jamaika-Trauma, 28.01.2018
- Spiegel Online, Fraktions-Neuwahlen bei der AfD: Weidel hilft der Gauland-Bonus, 19.09.2019
- Redaktionsnetzwerk Deutschland, Trotz Mitgliedervotums: AfD will Spitzenkandidaten auf Parteitag bestimmen, 28.03.2021
- Der Tagesspiegel, Warum die AfD vorerst ohne Spitzenkandidat in den Wahlkampf geht, 23.02.2021
- Die Welt, Euro-Politik: Enttäuschte CDU-Politiker gründen Wahlalternative, 04.10.2012
- Der Tagesspiegel, AfD-Chef Alexander Gauland: Der Radikale, 04.06.2018
- Die Welt, Gauland spricht über seinen Rückzug aus der Politik, 24.02.2019
- ZDF, AfD im Bundestag: Fraktion bestätigt Weidel/Gauland, 24.09.2019
- Zeit Online, Gauland will wieder für den Bundestag kandidieren, 08.02.2021