Foto: Karen Mardahl. Quelle: Flickr. Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die nächste Bundestagswahl wird voraussichtlich im Herbst 2021 stattfinden. Offiziell wird sie „Wahl zum 20. Deutschen Bundestag“ genannt. Mehr Infos über das Datum der Wahl, mögliche vorgezogene Neuwahlen sowie weitere Termine rund um die Wahl finden Sie im folgenden Artikel:
Wann findet die nächste Bundestagswahl statt?
Umfragen und Prognosen für die Bundestagswahl 2021
Folgendes Diagramm zeigt den Durchschnitt der zwei letzten großen Umfragen1 (sogenannte Sonntagsfragen) zur Bundestagswahl 2021.
Prognose 2021
Ausgangslage
Laut derzeitiger Prognose zur Bundestagswahl überzeugt die Union 32,8 Prozent der Wähler und würde damit ihren status quo erhalten. Dennoch würde dieses Ergebnis 8,7 Prozentpunkte Verlust gegenüber der vorletzten Bundestagswahl im Jahr 2013 (41,5 Prozentpunkte) bedeuten.
Die SPD erhielte laut Umfragen 18,8 Prozent der Wählerstimmen und damit einen Prozentpunkt weniger als 2017. Ihr Ergebnis bei der Wahl 2021 hängt erheblich vom Erfolg der neuen Großen Koalition ab. Die Verluste der Sozialdemokraten in den letzten Jahrzehnten sind beträchtlich: Bei der Bundestagswahl 1998 lag die SPD noch bei 40,1 Prozentpunkten – ihr bestes Ergebnis seit der Wende.
Die AfD würde laut Prognose einen spürbaren Stimmzuwachs verzeichnen und bei der Bundestagswahl 2021 möglicherweise einen Prozentpunkt mehr als 2017 erreichen. Im Laufe der Legislaturperiode 2017–2021 wird sich zeigen, ob die AfD ein ähnliches Schicksal erwartet wie die Piraten in der vorherigen Legislaturperiode.
Die Grünen verzeichnen möglicherweise den stärksten Zuwachs aller Parteien: Sie könnten im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 3,4 Prozentpunkte hinzugewinnen und 11,8 Prozent der Stimmen bekommen. Damit würden die Grünen ihr bisher bestes Ergebnis auf Bundesebene im Jahr 2009 (10,7 Prozentpunkte) noch übertrumpfen.
Die Linke könnte laut Umfragen einen Zuwachs von 1,3 Prozentpunkten verzeichnen und 10,5 Prozent der Zweitstimmen bekommen. Dieses Ergebnis liegt knapp unter dem besten bisherigen Ergebnis von 11,9 Prozentpunkten bei der Bundestagswahl 2009.
Die FDP verzeichnet laut Umfragen für die Bundestagswahl 2021 ein Minus von 1,7 Prozentpunkten. Wie bei der SPD hängt das Ergebnis der Liberalen bei der Bundestagswahl 2021 wesentlich vom Erfolg oder Scheitern der Großen Koalition in der laufenden Legislaturperiode ab.
Bundestagswahl 2021: Sitzverteilung im Bundestag
Der Bundestag setzt sich regulär aus 598 Mitgliedern zusammen (ohne Überhang- und Ausgleichsmandate). Demnach ergäbe sich laut Umfragen folgende Sitzverteilung im Bundestag:
Prognose
Ausgangslage
In der Praxis ist die Anzahl der Abgeordneten wegen Überhang- und Ausgleichsmandaten2 deutlich höher: Zu Beginn der Legislaturperiode 2017–2021 hatte der 19. Bundestag 709 Abgeordnete.
Koalitionen nach der Bundestagswahl 2021
Bei den möglichen Koalitionen nach der Bundestagswahl 2021 wird mit einer Besetzung des Bundestags mit 598 Sitzen gerechnet. Bei einer fiktiven Sitzverteilung ohne Ausgleichs- und Überhangmandate ergibt sich ab 300 Sitzen eine Mehrheit im Bundestag.
Es gibt nur drei Koalitionsmöglichkeiten, die laut derzeitigen Umfragen möglich wären:
- Schwarz-rot-grüne Koalition (Union + SPD + Grüne, auch Kenia-Koalition genannt)
- Jamaika-Koalition (Union + FDP + Grüne)
- Große Koalition (Union + SPD)
Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen
Seit 1976 sinkt die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen. Obwohl der Rückgang nicht kontinuierlich verläuft, ist der bisherige Trend eindeutig. Ihren historischen Tiefstand erreichte die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2009: Nur 70,8 Prozent der Wahlberechtigten machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch.
Bei Wahlforschern herrscht Konsens darüber, dass der Erstauftritt der AfD bei einer Bundestagswahl die Wahlbeteiligung steigen ließ,3 und dies gleich aus zwei Gründen. Zum einen stimmten laut Infratest dimap 1,47 Millionen bisherige Nichtwähler für die AfD,4 zum anderen zog die Angst vor einem Wahlsieg der AfD mehr Anhänger der Alt-Parteien in die Wahllokale.
Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021
Das Wahlforschungsinstitut Forsa veröffentlicht bei seiner wöchentlichen „Sonntagsfrage“ zur Bundestagswahl den Anteil der „Nichtwähler und Unentschlossenen“ – zuletzt betrug dieser 23 Prozent. Dies entspräche einer Wahlbeteiligung von 77 Prozent.
Dieses Umfrageergebnis hat sich bei den vergangenen Bundestagswahlen als relativ zuverlässig gezeigt, um zumindest die Größenordnung der Wahlbeteiligung bei der nächsten Bundestagswahl abschätzen zu können.
Frauenanteil im Deutschen Bundestag
Zwischen 1949 und 1982 blieb der Frauenanteil im Bundestag relativ konstant und stets unter zehn Prozent. Der Einzug der Grünen in den Bundestag nach der Bundestagswahl 1983 initiierte nach mehr als 30 Jahren eine Veränderung, die zu 20 Jahren Fortschritt führte.
Erst die Einführung von Frauenquoten bei einzelnen Parteien führte zu einer spürbaren Erhöhung des Frauenanteils im Bundestag:
- Vor der Bundestagswahl 1987 beschlossen die Grünen die Mindestparität für alle grünen Gremien und Wahllisten, damals ein Novum.5 Als direkte Konsequenz sprang der Frauenanteil im Bundestag um 5,6 Prozentpunkte in die Höhe auf 15,4 Prozent.
- Vor der Bundestagswahl 1990 führte die SPD eine 33-Prozent-Quote und die PDS (später Die Linke) eine „50-prozentige Mindestquotierung“ ein.6 Als Folge davon stieg der Frauenanteil um mehr als fünf Prozentpunkte auf 20,5 Prozent.
- Vor der Bundestagswahl 1994 erhöhte die SPD ihre „Geschlechterquote“ auf 40 Prozent.7 Daraufhin stieg der Frauenanteil im Bundestag um weitere 5,7 Prozentpunkte auf 26,2 Prozent.
- Vor der Bundestagswahl 1998 führte die CDU ein Frauenquorum (eine abgeschwächte Form der Frauenquote) von einem Drittel ein. Dadurch stieg der Frauenanteil im Bundestag noch einmal sprunghaft an und erreichte 30,9 Prozent.
Stagnation des Frauenanteils und Aussichten für die nächste Bundestagswahl
Seit 2002 stagniert der Frauenanteil im Bundestag. Die Bundestagswahl 2017 führte sogar zu einem starken Rückgang, der auf den Eintritt der AfD in den Bundestag zurückzuführen ist. Zu Beginn der Legislaturperiode waren nur zehn von insgesamt 94 AfD-Abgeordneten weiblich (10,6 Prozent).8 Somit hat die AfD den bei Weitem niedrigsten Frauenanteil aller Bundestagsfraktionen und senkt dadurch den Durchschnitt im Bundestag.
Die Aussichten auf einen Anstieg des Frauenanteils im Bundestag nach der Bundestagswahl 2021 sind gering. Ohne neue oder erhöhte Frauenquoten bei den Parteien wird der Frauenanteil im Bundestag wohl weiterhin stagnieren.
- INSA-Umfrage vom 17.04.2018 sowie Forsa-Umfrage vom 14.04.2018
- Wie Überhang- und Ausgleichsmandate entstehen, wird im folgenden Video der Bundeszentrale für politische Bildung erklärt: Überhang- und Ausgleichsmandate
- Quelle: Handelsblatt, AfD treibt Wahlbeteiligung nach oben, 25.09.2017
- Quelle: Zeit Online, Merkel-Enttäuschte und Nichtwähler machen die AfD stark, 24.09.2017
- Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung, 30 Jahre Grüne Frauenpolitik – Mission erfüllt?, 19.04.2013
- Quelle: Melanie Werner, Gesetzesrecht und Satzungsrecht bei der Kandidatenaufstellung politischer Parteien, 21. Juli 2010, Seite 150–152
- Quelle: Geschichtswerkstatt in der SPD Schleswig-Holstein, Geschlechterquote, abgerufen am 06.03.2018
- Nach dem Rücktritt von Frauke Petry und Mario Mieruch aus der Bundestagsfraktion im Oktober 2017 sind 9 von 93 AfD-Abgeordneten weiblich (nur noch 9,7 Prozent Frauen).